Eselwandern im Harz

 

Vor vielen Jahren waren wir mit unseren Kindern von Bad Grund aus auf einer Eselwanderung unterwegs. Heute, als Erwachsene, erinnern sie sich immer noch gern an dieses Erlebnis.

So machte ich mich auf die Suche nach (vierbeinigen) Eseln, die mich, und nun meine Enkel und deren Freunde, auf einer der nächsten Harzwanderungen begleiten. Beim Waldhotel Am Ilsestein im Ilsetal wurde ich fündig. Der Hausesel Max, der Zwergesel Moritz und die Großeselin Momo stehen dort für geführte oder individuelle Touren zur Verfügung. Voraussetzung, mit ihnen unterwegs zu sein, ist der Besitz eines gültigen Eselführerscheins. An einem Freitagnachmittag ließen mein Enkel und ich uns ausbilden. Wir lernten etwas über Herkunft und Rassen von Eseln, wie alt können sie werden, welche Pflanzen sind giftig für sie. Für den praktischen Teil suchten wir uns zielstrebig Momo aus. Das Halfter musste angelegt werden, der Zustand der Hufe kontrolliert und das Fell gepflegt werden. Nachdem wir uns auf diese Weise mit den freundlichen und gutmütigen Tieren vertraut gemacht hatten, ging es auf eine kleine Wanderung ins Ilsetal. Zum Abschluss galt es, die 13 Fragen des Prüfungsfragebogens richtig zu beantworten. Nun sind wir stolze Besitzer des Eselführerscheins.

Im nächsten Jahr werden wir als fachkundige Führer eine Eselwanderung im Harz für Freunde, Angehörige und andere nette Menschen organisieren.

Oktober 2015


Herbstlicher Wandertag

 

Endlich passte es nach langer Zeit mal wieder, mich den Hildesheimer Weitwanderern anzuschließen. Am Samstag ging es von Salzgitter Ringelheim zurück nach Hildesheim. Die Strecke sollte etwa 38 km lang sein.

Während der Zugfahrt zum Startpunkt konnten wir eine in morgendlichen Nebel gehüllte Herbstlandschaft betrachten. Beim Verlassen des Zuges am Bahnhof Ringelheim war es noch recht frisch, doch es versprach ein sonniger Wandertag zu werden. Meine sieben Mitwanderer und ich machten uns auf den Weg. Über die Streckenführung musste ich mich nicht sorgen. Wie gewohnt hatte Siegfried vorab den Weg geplant und die Karte immer griffbereit dabei. So oder ähnlich waren wir diesen Weg auf einer unserer vielen vorangegangenen Touren schon mal gegangen, doch jedes Mal sind es neben den bekannten Bildern immer auch neue und andere Eindrücke. Nach einem ersten Anstieg hatten wir uns am Bismarkturm eine Rast verdient. Weiter ging es auf dem Kammweg der Lichtenberge. Vorbei am Reihersee  in Richtung Wartjenstedt. Am Waldrand oberhalb des Ortes luden Sitzgelegenheiten und ein weiter Blick nach Süden zu einer weiteren Pause ein. Die Sonne  wärmte beinahe frühlingshaft und die gelben Ahornblätter schienen das Sonnenlicht noch zu verstärken. Nach einem Blick in die Karte beschlossen wir, anstatt über das das Vorholz nach Derneburg und von dort aus an der Innerste entlang nach Hildesheim zu gehen. So langsam spürte ich meine Füße, die diese langen Strecken nicht mehr gewohnt sind. Die gemeinsamen Gespräche machten den Weg jedoch immer wieder kurzweilig und lenkten mich von der Anstrengung ab. Motivierend war für mich auch der Blick auf Bernd, der trotz seiner 78 Jahre scheinbar leichtfüßig und zügig vor mir herging. Bei einer letzten Rast an den Innerstedeichen bei Hockeln tauchte dann erstmals die Vermutung auf, dass die Strecke etwas länger als 38 km sein könnte. Erfahrungsgemäß müssten es unter Berücksichtigung der Zeit und unseres Tempos doch einige Kilometer mehr sein. Siegfried sagte zu, zu Hause noch einmal nachzumessen. Bei der Domäne Marienburg verabschiedete ich mich von meinen Mitwanderern und bog nach Itzum ab, um jetzt ohne Umwege nach Haus zu gehen. Hinter mir lagen 10 Stunden Wanderzeit. Mein Körper war müde und sehnte sich nach Entspannung. Ein Tag in einer beeindruckenden Herbstlandschaft und die Begleitung freundlicher Menschen waren jedoch der Mühen allemal wert.

(Siegfrieds Nachmessung ergab eine Wanderstrecke von 44 km!)

Oktober 2015


 

Gemeinsam durch die Nacht.

 

 

 

„Es liegt im Stillsein eine wunderbare Macht der Klärung, der Sammlung auf das Wesentliche“

(Dietrich Bonhoeffer)

 

 

 

Zu siebt machen wir uns um 22:30 Uhr vom Kloster Drübeck aus auf den Weg in den dunklen Harz. Erst zum Frühstück in der Klosterküche wollen wir wieder zurück sein. Langsam, das heißt achtsam,   wollen wir unterwegs sein. Das,  was wir in der Dunkelheit nicht sehen können, wollen wir mit unseren anderen Sinnen wahrnehmen.  Es ist trocken und mild und der Wetterbericht verspricht eine regenfreie Nacht, so dass wir ganz mutig auf die Regenhosen verzichten. In Drübeck erhellen Straßenlaternen und die Lichter der Häuser den Weg, im Wald nutzen wir anfangs unsere Lampen. Wir gehen auf dem E 11 in Richtung Wernigerode. Links, etwas unterhalb des Weges, sind zwischen den Bäumen die Lichter von Darlingerode und Wernigerode zu sehen. Um diese Zeit ist das Schloss Wernigerode noch hell erleuchtet und weithin sichtbar. Unsere eigenen Lampen empfinden wir zunehmend als hinderlich und löschen sie nach und nach. Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennen wir genug, um dem Weg folgen zu können. Die Lampen kommen nur noch zum Einsatz, um die richtigen Abzweige zu finden.

Nach einiger Zeit biegen wir ab zum Lutherstein, der an den Besuch Luthers im Kloster Himmelpforten im August 1517 erinnert. Vom Kloster selbst ist nichts mehr erhalten. Im Licht eines sternenübersäten Himmels erahnen wir aber eine Waldlichtung, die den ehemaligen Standort bezeichnet. Zeit für eine erste längere Rast. Die Teelichter, die in alten Marmeladengläsern vor dem Wind geschützt sind, spenden ausreichendes und angenehmes Licht.

Wir brechen wieder auf und gehen ein Stück schweigend. So kann jeder seinen Gedanken nachhängen. Im achtsamen Gehen versuchen, sich selbst ein Stück näher zu kommen. Das Schweigen lässt uns hören, was wir bisher noch nicht wahrgenommen haben.

Langsam aber stetig geht es bergauf. Am Kastanienplatz angekommen,  gehen wir noch ein Stück weiter zum Schwengskopf hinauf. An einer Stelle könnte man nach links blickend, das Schloss Wernigerode sehen. Um diese Zeit wird es jedoch nicht mehr von kräftigen Scheinwerfern angestrahlt. Mit etwas Phantasie erahnen wir die Umrisse des imposanten Gebäudes. Wir wenden den Blick lieber nach rechts und sehen deutlich die Lichter auf dem Brocken.

Ein Stück weiter auf unserem nächtlichen Weg erreichen wir an der „Berliner Bank“ eine weite Lichtung. Wir verteilen uns in der Umgebung, sodass jeder für sich die Eindrücke der Nacht auf sich wirken lassen kann. Nur die Teelichter zeigen uns in der Dunkelheit den Platz des Anderen. Es ist fast windstill, etwas kühler als zu Beginn der Wanderung und beeindruckend still. Der Sternenhimmel scheint viel voller zu sein als zu Hause, Blinklichter markieren die Bahnen der Flugzeuge und als besondere Zugabe huschen Sternschnuppen vorbei.

Nach einer guten halben Stunde gehen wir weiter bis zur Mönchsbuche. Ein guter Platz für eine ausgiebige Rast an einem kleinen Lagerfeuer.

Bevor es uns zu kalt wird und wir vielleicht doch zu müde werden, brechen wir wieder auf. Vorbei am Oberförster-Koch-Gedenkstein und der Plessenburg gehen wir durch das Tänntal hinunter nach Drübeck. Die Morgendämmerung erhellt den Weg und lässt den Blick wieder weiter werden. Die aufgehende Sonne beleuchtet mit eindrucksvollem Licht den Wolkenhimmel.

Unser Weg endet in der Klosterkirche St. Vitus mit einem kurzen Text von Ulrich Schaffer und einem „Laudate Dominum“.

Als wir um 7:30 Uhr in der Klosterküche beim gemeinsamen Frühstück sitzen, fallen draußen die ersten Regentropfen. Sollen sie nur, wir hatten eine eindrucksvolle Nacht.

Oktober 2015


 

Einhornhöhle - Burg Scharzfels

 

Vom Parkplatz der Einhornhöhle bei Scharzfeld am Südharz ging es bei frischem Sommerwetter  über den Karstwanderweg zur Burgruine Scharzfels.

Der Weg ist etwa 1,5 km lang, eine Strecke, die auch die Kinder  im Wortsinn spielerisch bewältigten. Immer im schattigen Laubwald auf überwiegend naturbelassenen Wegen gehen wir erst steil hinab ins Tal um dann wieder steil bergauf zur Burgruine zu gelangen. Mal waren mit Speeren bewaffnete Indianer auf dem Kriegspfad unterwegs, dann waren es auf einmal friedliche Waldarbeiter, die sich mit großen Ästen abschleppten. Die Phantasie blühte und die Erwachsenen konnten den wilden Kerlen einigermaßen entspannt folgen. Die Burgruine selbst bot Gelegenheit zu ausgiebiger Rast und zur Erkundung der beachtlichen Überreste einer einstmals stolzen Burg. Dunkle Nischen waren etwas unheimlich und endlich konnten die mitgebrachten Taschenlampen zum Einsatz kommen.

In umgekehrter Richtung  ging es bei sommerlichen Temperaturen wieder zurück zur Einhornhöhle. Die Einhornhöhle ist heute die größte begehbare Höhle des Westharzes. Bei der Besichtigung konnten wir  uns bei kühlen 7° erfrischen. Die Entstehung und Bedeutung der Höhle wurde anschaulich und abwechslungsreich erklärt. Die Kinder versicherten sich zwischendurch bei uns, dass  Höhlenbären, Urzeitlöwen und Steinzeitmenschen heute nicht mehr existieren und uns keinerlei Gefahr droht und dass das Einhorn nur das Ergebnis eines falsch zusammengelegten Puzzles ist. Wir haben die Höhle alle unbeschadet, aber etwas schlauer wieder verlassen. Danach endete der entspannte Wandertag bei strahlendem Sonnenschein.

Juli 2015


Rerik

 

Wieder einmal haben wir die abwechslungsreiche Natur zwischen Salzhaff und Ostsee bei Rerik genossen. Das Wetter war bis auf kurze Unterbrechungen sonnig und frühlingshaft, so dass wir den ganzen Tag draußen unterwegs sein konnten. Für unseren Hund war es der erste Aufenthalt am Meer. Entsprechend aufregend war es, die immer wiederkehrenden Wellen zu jagen und große Steine im feinen Sand zu vergraben. Nach Abstechern in das wuselige Treiben von Kühlungsborn und in die Hafenstadt Warnemünde sind wir immer gern ins beschauliche Rerik zurückgekehrt.

Etwas zwiespältig ist der Anblick der verfallenden Gebäude der „Gartenstadt“ auf der Halbinsel Wustrow. Nach einer wechselvollen Geschichte, zuletzt der militärischen Nutzung, wurde das gesamte Gelände an einen sogenannten Investor verkauft. Die ehrgeizigen Pläne sollten Platz für Wohnen und Urlaub für bis zu 2100 Menschen schaffen. Die Bevölkerung Reriks hätte sich damit fast verdoppelt. Aus unserer Urlaubersicht ist daraus bisher Gott sei Dank nichts geworden. Schade nur, dass in der Folge die Halbinsel nun für die Öffentlichkeit vollständig gesperrt ist und auch keine naturkundlichen Führungen mehr angeboten werden können. Die Natur, die sich dort jetzt ungestört entfalten kann, wird es jedoch freuen.

April 2015


Harzer Klosterwanderweg

 

Beim Start in Ilsenburg hätte das Wetter nicht schlechter sein können. In den vergangenen Tagen hatten uns frühlingshafte Temperaturen und Sonnenschein verwöhnt, heute fällt aus grauem Himmel Regen und sogar vereinzelt kleine Schneeflocken. Wir lassen uns aber nicht Bange machen und stapfen gut verpackt hinauf zum Kloster Ilsenburg. Die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul und die Schlossanlage bieten ein beeindruckendes Bild. Durch den Schlosspark  gehen wir auf dem gut ausgeschildeten Harzer Klosterwanderweg weiter in Richtung Drübeck. Eine Reihe von zum Teil beeindruckenden Erdfällen und ehemaligen Kalkgruben wecken unser Interesse und lenken vom Mistwetter ab. In Drübeck angekommen, kehren wir im Klostercafé ein. Beim anschließenden Gang über das Gelände des Klosters, das heute ein Bildungs- und Tagungszentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist, stellen wir erfreut fest, dass sich das Wetter, wenn auch zögerlich, bessert. So können wir den Rückweg nach Ilsenburg regenfrei genießen und zum Schluss an der Ilse sogar ein abschließendes Picknick im Sonnenschein machen.

März 2015