Wanderweg Hildesheim –Harz

 

Der Wanderweg beginnt am Hildesheimer Galgenberg und endet nach etwa 46 Kilometern in Hahausen. Die Markierung auf der Karte ist ein weißes „H“ im schwarzen Rechteck, in der Natur findet man ein weißes „H“ gut sichtbar überwiegend an Bäumen.

Ich bin Ende Dezember bei Sonnenschein spontan von Itzum bis Grasdorf gegangen.

 

Durch den Frost der letzten Tage waren die feuchten, teils sehr unwegsamen Wegstücke insbesondere auf dem Kammweg des Langen Berges diesmal trockenen Fußes zu passieren. Das Rauschen der A7 war deutlicher präsent als im Sommer, wenn die belaubten Bäume einen Teil des Lärms dämpfen.

 

Als ich zwischen Astenbeck und Grasdorf aus dem Wald kam und einen freien Blick auf Schloss Derneburg hatte, erschien ein Pott heißer Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen vor meinem geistigen Auge. Derart angespornt machte ich mich frohgemut auf die letzten Kilometer bis zum Glashaus Derneburg. Die Vorfreude währte jedoch nicht lange – nach wenigen Metern sah ich dort, wo bisher die A7 auf einer Brücke zu überqueren war, rot weiße Absperrgitter! Ich hatte völlig vergessen, dass die Brücke wegen des Autobahnausbaus vor wenigen Wochen abgerissen worden war. Da mir der ursprüngliche Wegverlauf bekannt war, hatte ich natürlich keine Karte dabei und stand nun etwas ratlos im Gelände. Gott sei Dank ist meine Frau eine sehr kundige Kartenleserin, so dass ich nach einem Anruf zu Hause auf den richtigen Weg nach Grasdorf geleitet wurde.  Von dort kommt man nach einem kleinen Umweg über den Calenberg – Harz – Weg wieder zurück auf den Weg Hildesheim – Harz.

 

Obwohl ich schon einige Male durch Grasdorf gefahren bin, fiel mir erst jetzt auf meinem Fußweg auf, dass dieser doch eher kleine Ort sowohl eine sehenswerte evangelische als auch eine katholische Kirche hat. Die katholische Marienkirche wurde 1330 als Sühnekapelle von Bischof Otto II. aus dem Hause Wohldenberg gegründet. Die Nikolaikirche wurde 1178 erstmals urkundlich erwähnt, sie war damals Besitz des Klosters in Lamspringe. Der wuchtige Westturm mit seinen deutlich sichtbaren Schießscharten, die vermuten lassen, dass er zeitweise auch als Wehrturm diente, stammt noch aus der Zeit der Romanik, während das Kirchenschiff mehrmals umgebaut wurde. Seit 1568 ist sie eine evangelisch-lutherische Kirche. Beide Kirchen sind seit 2011 Autobahnkirchen. Die Nikolaikirche ist seit Mitte 2014 auch eine der 250 Radwegekirchen in Deutschland. So hat ein „Umweg“ mein heimatkundliches Wissen unerwartet erweitert.

 

Der heutige Teil meiner Wanderung auf dem Hildesheim - Harz Weg endete nun hier. Meine Frau holte mich ab und zu Hause gab es heißen Kaffee und (leckere) Reste der Weihnachtsplätzchen.

Dezember 2014


Männerwanderung

 

Die schon beinahe traditionelle Dezemberwanderung in Zusammenarbeit mit der Männerarbeit im Haus kirchlicher Dienste führte in diesem Jahr am Nikolaustag durch den Hildesheimer Wald.

Auf einem Rundweg, beginnend am Hildesheimer Aussichtsturm, waren zehn Männer ganz entspannt  im diesigen Herbstwald unterwegs. Keine Fernsicht auf den Külf oder die Thüster Berge störte die regen Gespräche über Gott und die Welt. Die relativ milden Temperaturen ließen einige kurze Pausen zu. Kurz vor dem Ziel forderte ein steiler Anstieg uns noch einmal heraus, aber die Aussicht auf ein leckeres Essen war ausreichende Motivation.

Dezember 2014


Teufelsstieg

 

An einem Samstag im Oktober war ich auf dem ersten Teilstück des Teufelsstieges unterwegs.

 

Der Himmel ist stark bewölkt und es kündigt sich Regen an, als ich um 10 Uhr am Großparkplatz in Bad Harzburg starte. Der Ausschilderung folgend geht es immer bergauf an der Ettersklippe vorbei zum Molkenhaus. Von dort nach einer Weile steil bergab ins Eckertal, um dann wieder steil bergauf an die Krone der Staumauer zu gelangen. Über die Staumauer wechsele ich auf die andere Seite und gehe am Stausee entlang, komme an der Rangerstation am Scharfenstein vorbei  und steige dann auf dem Hirtenstieg zum Brocken auf.

 

Es fällt die meiste Zeit leichter Regen, die Luft ist sehr mild und der Brockengipfel durch den Dunst und die tiefhängenden Wolken erst auf den letzten Metern zu erkennen. Auf diesem Wegabschnitt sind heute nur wenige Wanderer unterwegs, so dass ich die körperliche Anstrengung des Aufstiegs ungestört auf mich wirken lassen kann. Kurz bevor ich das Gipfelplateau erreiche, schnauft die mit Fahrgästen gut gefüllte  Brockenbahn vorbei. Trotz fehlender Fernsicht und Regen herrscht ein reges Treiben auf dem Brocken.

Ich verlasse nun den Teufelsstieg und mache mich zügig auf dem Goetheweg davon. Beim Eckersprung verlasse die Wanderautobahn. Über einen urwüchsigen Pfad gelange ich immer entlang der Ecker über die Lorenzbrücke bis zum Skidenkmal. Dort biege ich ab und gehe über den Pionierweg am See entlang wieder zurück zur Staumauer. Jetzt geht es über breite Fahrwege zum Molkenhaus und weiter über die alte Rodelbahn zurück zum Parkplatz.

 

Außen nass vom Regen, von innen verschwitzt bin ich nach etwas mehr als sechs Stunden ganz froh, wieder ins Trockene zu kommen. Bei schönerem Wetter hätte ich mir sicherlich ausgedehnte Pausen gegönnt und vielleicht auch mehr Fernsicht genießen können. So war es heute eher eine sportliche Weitwanderung.

 Oktober 2014


Nordjütland

 

Zwei Wochen Ruhe und Entspannung am Meer. Das haben wir uns an der dänischen Nordseeküste bei Løkken erhofft und ausgiebig genießen können. Die Sammelleidenschaft wurde mit zahlreichen Muscheln, geschliffenen Glasstücken und sogar einem beachtlichen Bernstein belohnt. Das Wetter war sommerlicher, das Gefühl in Skagen am Zusammentreffen von Nord- und Ostsee zu stehen emotionsloser  als erwartet. Beeindruckender war da schon die hoch aufragende aber sehr fragile Steilküste bei Løkken. Immer wieder stürzt hier Land auf den Strand und verschwindet nach und nach im Meer. Schwindelerregende  Treppen ermöglichen den Zugang von den Dünen hinab zum Strand. Immer wieder stoßen wir auf Gebäude, die im Laufe der Jahre aufgegeben werden mussten.

 

Bei Rubjerg Knude türmen sich dazu bis zu 90 Meter hohe Sanddünen auf, die den alten Leuchtturm langsam unter sich begraben und unaufhaltsam ins Landesinnere wandern.

Einmal habe ich das gemächliche Schlendern und Verweilen des Urlaubers unterbrochen. Von Lønstrup nach Hirtshals habe ich mich an einem Vormittag auf den Weg gemacht. In drei Stunden zügig am Strand entlang. Über weite Abschnitte war ich ganz allein und hatte die Sonne und den leichten  Gegenwind nur für mich. Möglicherweise habe ich reizvolle Kleinigkeiten übersehen. Der Genuss der ungestörten Weite und das Gefühl, kraftvoll ein Ziel anstreben zu können, waren jedoch in diesen Stunden ein nachhaltiges Urlaubserlebnis.

September 2014

Wanderung in der Steinernen Renne

 

Siebzehn Erwachsene, zwei Hunde und sieben Kinder im Alter von fünf Monaten bis acht Jahren waren bei schönem Sommerwetter im Harz unterwegs.

Mit der Harzer Schmalspurbahn ging es in einer Viertelstunde vom Wernigeröder Bahnhof Westerntor zum Bahnhof Steinerne Renne. Auch wer zuvor schon mal mit der Schmalspurbahn gefahren ist, konnte sich der Faszination des Anblicks, der Geräusche und der Gerüche einer alten Dampflok schwer entziehen. Während der Fahrt auf einer Plattform zwischen den Waggons zu stehen und den Dampf und die kleinen Rußpartikel zu spüren, die gemächlich vorbeiziehende Umgebung direkt wahrzunehmen ist gerade auch für die Kinder ein besonderes  Erlebnis.

 Zu Fuß ging es dann vom Bahnhof die nächsten eineinhalb Stunden bis zum 200 Meter höher gelegenen Gasthaus die Steinerne Renne stetig bergauf.

Die Steinerne Renne ist ein als Naturdenkmal ausgewiesener, schluchtartiger und etwa 2,5 km langer Talabschnitt der Holtemme bei Hasserode im Harz.

In der Schlucht wechseln sich zahlreiche kleine Wasserfälle und Stromschnellen der Holtemme in ihrem von Granitgestein und Felsen durchsetztem Flussbett mit ruhigeren Flussabschnitten ab.

Der zuerst breite Weg wurde immer mehr zum schmalen Pfad und Steig, auf dem wir auch ohne sommerliche Temperaturen ins Schwitzen gekommen wären.

Beim Gasthaus angekommen, gab es an einem schattigen Platz neben einem Ausblick in die Schlucht kühle Getränke und herzhafte und süße Stärkungen.

Der Rückweg führte über einen Pfad auf der anderen Seite der Holtemme zurück ins Tal. Die gesamte Strecke war abwechslungsreich und kurzweilig. Beeindruckend war, wie leichtfüßig und interessiert die Kinder unterwegs waren. Am Ende des Weges wurden die müden Füße in der kalten Holtemme erfrischt. Es fanden sich besondere Steine im Wasser und nach und nach ließ die Phantasie der Kinder eine Palmeninsel in dem Bergbach entstehen.

Nach der Rückfahrt mit dem Zug endete der Ausflug am Nachmittag am Bahnhof Westerntor. Die meisten hatten noch genug Energie für ein leckeres Eis auf dem Wernigröder Marktplatz.

Juli 2014


Nordschweden

Galå Fjällgård

 

Den Übergang vom aktiven und vor allem abhängigen Arbeitsleben  im Wortsinn auf neuen Wegen zu gestalten, war der ursprüngliche Anstoß zu dieser Reise. Mit Schweden verbinden sich für mich besondere Erinnerungen und so lag es nah, mich diesmal noch weiter in den Norden zu wagen. Weite, Stille, Einsamkeit und Herausforderung waren Begriffe, die mir bei den Vorbereitungen in den Sinn kamen.

 

Realität wurde daraus ein zweiwöchiger Aufenthalt auf dem Galå Fjällgård am Fuße der Gebirgskette des Oviksfjäll. Eine kleine Hütte, abseits im Wald ohne Strom und fließendes Wasser. Als zivilisatorischer Rettungsanker diente der Berghof von Miriam und Christoph in etwa 300 Meter Entfernung. Stille und Einsamkeit habe ich hier spontan gefunden.

Eine Stille, die voller Vogelstimmen, Wasserrauschen und Blätterrascheln war. Die Weite blieb in dem Wald ringsherum noch unsichtbar, war aber spürbar. Ich war genau an meinem Phantasieort angekommen. Sehr eindrücklich war das Fehlen der üblichen Ablenkungen. Zeit im Überfluss stand zur Verfügung. Noch nicht mal eine Unterbrechung durch nächtliche Dunkelheit. Jetzt, um Mittsommer, war es selbst im Wald um Mitternacht so hell, dass die Taschenlampe in der Hütte bleiben konnte. Pläne für die nächsten Tage konnten gemacht werden.

Ganz unerwartet entwickelte sich das Wetter. Mit einer nordischen Frische hatte ich gerechnet, nicht aber mit frostigen 2° am Morgen. Während meines gesamten Aufenthaltes blieb das Wetter selbst für diese Region ungewöhnlich kühl und unbeständig. Sogar die Rentiere fanden es in der offenen Fläche des Fjälls zu ungemütlich und zogen sich lieber in den schützenden Wald zurück. Sehr zum Missfallen der Sami. Üblicherweise werden um diese Zeit die Tiere zusammengetrieben, um zum Beispiel die Jungtiere zu markieren. Jetzt mussten sie erst mal mit Hilfe von Hubschraubern aus dem Wald gescheucht werden, um die Herde von etwa 6.000 Rentieren auf den Almen zu sammeln. Da war sie dann doch wieder, die Zivilisation mit Hubschraubern, Quads und Enduros. Aber auch die Sami greifen bei ihrer mühevollen Arbeit schon lange zu ganz unromantischen Hilfsmitteln.

Für die Erkundung der Umgebung waren die Routenvorschläge von Miriam und Christoph sehr hilfreich. So konnte ich mich langsam an die Weite und Abgeschiedenheit herantasten und mich an beschriebenen Markierungen orientieren. Zu wissen, im weiten Umkreis im Augenblick sehr wahrscheinlich der einzige Wanderer zu sein, ist schon ein ganz besonderes Gefühl. Karte und Kompass waren deshalb auch immer dabei. Zur Beruhigung selbstverständlich auch das Handy – trotz der häufigen Funklöcher.

Ich war natürlich nie allein. Eine Vielzahl von Vögeln, von denen ich leider die allerwenigsten Arten kenne, Rentiere, Mücken, einen Fuchs habe ich sehen und hören können. Von anderen Tieren fand ich nur eindeutige Hinterlassenschaften. Wie mir Christoph nachher versicherte stammten diese von Bären, Vielfraßen und Luchsen.

Ich hätte gern auch mal eine Nacht draußen verbracht. Im Schlafsack eine helle Nacht mit grandiosem Fernblick genießen. Das habe ich aber auf ein nächstes Mal verschoben, wenn es nicht ganz so kalt und nass ist.

Nach zwei Wochen Auszeit habe ich dann doch wieder die Rückkehr in meine Zivilisation genossen. In Erinnerung bleibt meine Zeit im Norden als eine Zäsur im gewohnten Trott. Ein Innehalten und Neujustieren.

Juni 2014