"Die Leute sagen immer: Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer."
(Joachim Ringelnatz)
Treue Weggefährten
Sie haben mich begleitet, auf der morgendlichen Hunderunde, beim Lauf durch den Wald und auf langen Wanderungen. Sie sind meine ersten Laufschuhe mit breiter Zehenbox und einem sogenannten Zerodrop, d.h. Vorfuß und Ferse sind auf gleicher Höhe.
Nun sieht man ihnen die Mühsal an und sie haben sich den Ruhestand redlich verdient. Aber ich mag mich noch nicht endgültig von ihnen trennen und so werden sie mich noch einige Zeit bei der Gartenarbeit unterstützen.
Viele Jahre habe ich Einlagen getragen, um eine „Fußfehlstellung“ auszugleichen. Die Schmerzen wurden dennoch heftiger, nach jeder langen Strecke waren die großen Zehen blau unterlaufen. Eine Operation und noch mal besondere Einlagen sollten endlich Abhilfe schaffen. Eine Besserung konnte ich allerdings nicht wahrnehmen. Unbeschwert zu Fuß unterwegs sein, ein wesentlicher Teil meines Lebens, schien nicht mehr möglich zu sein. Aber aufgeben wollte ich nicht.
Nach ausgiebigen Recherchen und vielen schlauen Ratgebern lief ich zu Hause so oft wie möglich ohne Schuhe und wagte ich mich schließlich in Barfußschuhen nach draußen. Ein völlig neues und ungewohntes Laufgefühl! Und mein Körper rebellierte nicht gegen die ungewohnte Herausforderung. Natürlich hatte ich zuerst ordentlich Muskelkater, aber das wertete ich als gutes Zeichen. Für lange Strecken brauchte ich jetzt noch Schuhe mit einer guten Dämpfung. Zufällig stolperte ich beim Blättern in einem Reisbericht über ein Foto, auf dem jemand mit Altra Laufschuhen unterwegs war. Das könnte etwas für mich sein, dachte ich uns so kaufte ich mir schließlich ein Paar. Es folgten Schuhe von Topo Athletic und verschiedene Barfußschuhe.
Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, in anderen Schuhen zu gehen. Ich bin froh, nicht aufgegeben zu haben, nach Alternativen gesucht zu haben und heute wieder ein unbeschwertes Laufgefühl genießen zu können. Meine Erfahrungen sind sicher nicht repräsentativ, können aber vielleicht anregen, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich auf Neues einzulassen.
Ich bekomme für diese „Werbung“ weder Geld noch ein Paar Gratisschuhe. Neben den Herstellern der Schuhe, die ich hier genannt habe, gibt es inzwischen eine Reihe weiterer Firmen, die ähnliche Schuhe anbieten. Wenn jemand jetzt neugierig geworden ist, kann ich auch den Blog von Alois Schöninger auf youtube empfehlen.
April 2025
Das Ende eines Weges
"Der Tod ist das Tor zum Licht
am Ende eines mühsam gewordenen Weges."
(Franz von Assisi)
Hände, die sich zu Fäusten ballen, sich öffnen und suchend über die Bettdecke streichen. Arme, die sich in die Höhe, dem Himmel entgegenstrecken. Augen, riesengroß geöffnet, die an die Zimmerdecke starren. Suchend, hoffend. Was erwarten sie zu sehen? Augen, auf mich gerichtet. Fragend, bittend, um Verzeihung bittend? Augen ins Nichts gerichtet, zuckend im Schmerz, sich vor Müdigkeit verschließend. Lippen, Silben formend, hauchend. Dann letzte klare Worte: “Bald haben wir es geschafft.“ Unruhe, die den Körper zu fahrigen Bewegungen zwingt. Fäuste, die nicht loslassen wollen. Atem, ganz leise, kaum wahrnehmbar und plötzlich wieder röchelnd erschreckend. Atem, der still steht, um dann doch wiederzukehren. Endlich wird der sichtbare Körper ruhiger, scheint sich zu entspannen, sich dem Weg fügend. Die Augen wie im Schlaf geschlossen, der Kopf zur Seite ins Kissen geneigt. Der Atem steht still. Der mühsame Weg ist zu Ende. Erleichterung scheint das Minenspiel zu entspannen.
Das Sterben meiner Mutter hat mich mehr berührt, als ich gedacht hatte, vor allem mehr als ich zulassen wollte. Das Abschiednehmen ist noch nicht vorbei. Ich habe noch ein Stück zu gehen.
(März 2025